Trauer und Leben

Ein Gedicht von mir über Trauer und (Weiter)Leben: Stille Nächte

Aus den größten Tiefen können die größten Wunder entstehen. Ich hätte fast nicht zu glauben gewagt so einen tollen Partner zu finden, nachdem ich in meinem Mann schon eine große Liebe gefunden hatte.

Der zweite Sommer ohne meinen Mann ist vorbei.
Gmahde Wiesn.
Und ich atme auf.
Endlich Herbst!

Mein Super-GAU: Partner weg, gemeinsame Arbeit weg, Träume und Zukunft weg.
Wie ein Super-GAU fühlte es sich anfangs an, doch im Laufe der Zeit wage ich die Frage zu stellen, ob es nicht auch eine große Chance war. Die Medaille hat immer zwei Seiten.

Immer wieder bewusst JA zum Leben sagen, wenn einer der liebsten Menschen gegangen ist – das kann so schwierig sein und ist doch so wichtig für den eigenen Trauerweg!

Was sich in der Trauer verändert, ist mein Bewusstsein, dass ich mich zwischen zwei Welten bewege. Es fühlt sich an wie das Balancieren auf einem Schwebebalken. Manchmal auch wie ein Drahtseilakt. Und es ist gar nicht so leicht in der Balance zu bleiben.

Gestern stand ich vor einem Regal mit Wasserkochern. Mein Wasserkocher hat Macken und ich wollte einen neuen kaufen … für diese Dinge war mein Mann zuständig. Ich stand vor diesem Regal und hörte, was er über verschiedene Wasserkocher gesagt hätte.

Die Frage ist rechtlich sehr leicht zu beantworten: Ich bin verwitwet.
Dieses Kreuzchen auf den Formularen zu setzen fühlt sich an wie einen Stempel auf die Stirn gedrückt zu bekommen.
Denn: Gefühlt bin ich immer noch verheiratet.

Ich kann nicht darüber schreiben wie sich DIE Trauer anfühlt.
Ich kann euch aber erzählen wie sich Trauer für mich anfühlt.