Totentanz

Inspiration

Gestern habe ich eine Ausstellung besucht, die zum Nachdenken über Leben und Tod anregt. Ein paar Gedanken dazu möchte ich mit euch teilen.


Die Ausstellung zeigt einen von der Künstlerin Angela Eberhard geschaffenen Totentanz als Figurenensemble. Das Thema hat seine Wurzeln in alten Wandmalereien in Kirchen und Klöstern und ist passenderweise in einem Kreuzgang zu sehen. Sinn und Zweck dieser Bilderserien war es früher, sich meditativ mit dem unausweichlichen Schicksal des Todes als Memento Mori auseinanderzusetzen. Totentänze finden sich in der Kunst seit vielen Jahrhunderten. Unter einem Totentanz versteht man eine allegorische Darstellung der Macht des Todes über die Menschen. Der Tod wird oftmals in Gestalt eines Skeletts zusammen mit Menschen unterschiedlichen Standes, aller Altersstufen und beiderlei Geschlechts dargestellt. So auch in dieser Ausstellung. Angela Eberhard – Sozialpädagogin, Hospizhelferin, Trauerbegleiterin und Künstlerin – hat das alte Thema aufgegriffen.


In ihrer künstlerischen Arbeit Totentanz stellt sie drei Aspekte des Todes dar:
1. Das Gleiche: Der Tod ist ein großer Gleichmacher. Wir begegnen ihm alle am Ende unseres Lebens, egal wie wir unser Leben geführt haben.
2. Das Unvergleichliche: Gleichzeitig wird jeder von uns dem Tod einmal auf seine ganz eigene Weise begegnen.
3. Das vom Leben untrennbare: Jeder Mensch trägt das ganze Leben seinen Tod in sich.

Tanz mit dem Tod

Schon die oben auf dem Bild zu sehende Figur, mit dem in der Zeitung für die Ausstellung geworben wurde, finde ich sehr vielsagend: Der Tod fährt immer auf dem Motorrad mit. Die Figur heißt Der schnelle Tod. Wie schnell ist ein Unfall passiert und wie schnell das Leben vorbei.
Ein paar weitere Namen der Figuren möchte ich gerne nennen; das komplette Figurenensemble Totentanz kann man sich hier anschauen. Es gibt darin den geduldigen Tod, den schmerzvollen Tod, den Tod als Ringer, den Tod als Sieger, den versteckten Tod oder den mütterlichen Tod.
Bei der Betrachtung der Figuren kommen wir letztlich zurück auf uns selbst, auf die wesentlichen Dinge und den Wert des Lebens.
Im Grunde tanzen wir im Leben ständig mit dem Tod – und es gibt keinen Grund zur Angst. Denn Geburt, Leben und Tod sind eins. Vielleicht wird uns das erst in der Konfrontation mit dem Tod und in der eigenen Trauer so richtig bewusst. Mir ging es jedenfalls so.
Manchmal muss im Leben auch nur ein Teil von uns sterben, damit wir gesund und glücklich weiterleben können. Sicher ist: Der Tod begegnet uns nicht erst am Ende des Lebens. Er ist immer da und manchmal nehmen wir ihn ganz bewusst wahr und begegnen ihm schon weit bevor unser Leben hier endet. Und dann wieder ist er einfach da und wir spüren ihn nicht bewusst.

Memento mori

Memento mori bedeutet: Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst. Was bedeutet denn dieses Bewusstsein für mein Leben? Was macht mein Leben aus, was sind die wesentlichen Dinge und der Wert meines Lebens? Lebe ich jeden Tag als würde es nur diesen geben? Verschiebe ich meine Träume auf irgendwann oder lebe ich sie im Hier und Jetzt? Sage ich Menschen, was ich zu sagen habe – vor allem, wenn ich sie liebe oder warte ich lieber auf den richtigen Moment? Lebe ich meine Berufung, mache ich das, was mich glücklich macht? Bin ich von Menschen umgeben, die mir gut tun?
Wenn ich das Leben lebe, das mich glücklich macht und das Gefühl habe, wenn ich jetzt sterben würde, so wäre es erfüllt gewesen – ist das nicht Memento mori?
Wir müssen heute nicht mehr in Kirchen und Klöster gehen und uns Bildserien anschauen, um uns meditativ mit diesen Fragen zu beschäftigen. Das können wir natürlich tun, aber auch im Wald oder im eigenen Zuhause können wir meditieren und uns in der Tiefe befragen. Egal wo, dafür sollten wir uns unbedingt immer wieder Zeit nehmen im Leben. Denn es ist wahr: Es kann schon im nächsten Moment vorbei sein.

Im Barock war Memento mori stark kirchlich beeinflusst. Gemeinsam mit Vanitas (Vergänglichkeit der Welt) und Carpe diem (Nutze den Tag) prägte Memento mori (Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst) den Zeitgeist nach dem dreißigjährigen Krieg.

Totentanz heute

Der Einfluss der Totentänze reicht bis in die moderne Kunst, in die Literatur, in Theater und Film und sogar in die Popmusik. Das Thema Totentanz bleibt zeitlos.
Hier nur drei Beispiele: Der Disneyfilm Tanz der Skelette von 1929, das Lied Wenn ich tanzen will aus dem Sissi-Musical oder die bekannte Geschichte vom Brandner Kaspar.

Dein Tod

Ich möchte diesen Beitrag abschließen mit Worten der Künstlerin Angela Eberhard aus ihrem Text zum Figurenensemble. Er heißt: Dein Tod

Es gibt ihn nicht, den einen Tod, den Tod, der für alle gleich ist.
Dein Tod lebt vom Anbeginn deines Lebens in und mit dir. Er ist dein Begleiter und geht alle Schritte deines Lebens mit dir, er ist da in allen frohen und schwierigen Stunden. Er ist da, wenn du schläfst und wenn du wach bist, wenn du das Leben feierst und wenn du darüber weinst. In der Stunde der Begegnung mit deinem Tod, in dem Augenblick, in dem du diese Welt verlässt, wird er mit dir aus dir heraustreten und dich und dein Leben hinter sich und hinter dir abschließen.
Und dann – wer weiß – vielleicht, ganz vielleicht beginnt dann ja etwas ganz und gar Neues.

Ich bin Svenja,

die bewusst im Hier und Jetzt lebt, die Natur genießt und keine Pläne mehr verschiebt seit ihr Mann diese Welt verlassen hat.

Ich bin Wegbegleiterin und Mutmacherin, die Menschen in Trauer-, Trennungs- und Umbruchsphasen dabei begleitet wieder neu in ihre Lebendigkeit zu kommen.

 

Du bist in schweren Zeiten nicht alleine.

Ich gehe ein Stück des Weges mit dir.