Pflanzenfreunde in der Trauer

Trauer & Heilkräuter

Als Kräuterfrau möchte ich das Thema Pflanzenfreunde in der Trauer auch in meinen Blog einbringen. Da Trauer keine Krankheit ist, schreibe ich bewusst nicht Heilpflanzen. Pflanzen können den Trauerprozess unterstützen. Ich sehe sie als unsere grünen Freunde, als Pflanzenfreunde. Peu à peu werde ich immer mal wieder einen Pflanzenfreund vorstellen. Ich finde, man kann es nicht oft genug betonen: Jede/r trauert anders und das ist ganz normal und ok. Das heißt auch, jede/r hat andere Themen, die mit der Trauer verbunden sind. Auch in der eigenen Trauer ändern sich die Themen. Das heißt auch die Pflanzenfreunde, die zu mir passen, können sich ändern.
Pflanzen wirken nicht nur auf der körperlichen Ebene, sondern auch auf Seele und Geist. Körper, Seele und Geist sind eine Einheit und bedingen einander. Ich möchte hier vor allem über die Wirkungsweise auf die seelische, emotionale Ebene schreiben. Wer sich umfassender über eine bestimmte Pflanze informieren möchte, darf gern selbst nachlesen.

 

Die Natur im Ganzen tut der Seele gut. Sie ist ein weiser, großer Heiler und kann uns viel lehren. Daher kann ich raus gehen allgemein auch unbedingt empfehlen! Und zwar am besten bei jedem Wetter. Egal wie lange, egal wie aktiv man ist – ob man sich einfach auf eine Bank setzt und in die Baumwipfel, auf die Wiese, auf den See, auf das Meer, zu den Sternen, in den Sonnenaufgang oder – untergang schaut oder ob man lange ausgiebige Spaziergänge unternimmt, ob alleine oder in Begleitung. Hast du vielleicht einen Lieblingsplatz? Wichtig ist: In sich rein spüren. Was tut mir heute gut? Das darf jeden Tag anders sein. Sich nicht überfordern. Und atmen nicht vergessen. Lauschen. Die Natur spüren, ihren Zyklus beobachten – die Geburt im Frühjahr und das Sterben im Herbst/Winter. Die Pflanzenfreunde sind in diesem Zyklus übrigens immer genau zum richtigen Zeitpunkt für uns verfügbar. Sich intuitiv und ohne viel Wissen die passende Pflanze suchen, kann auch sehr gut sein (aber sammelt nur, was ihr wirklich kennt!). Übrigens kann es auch schon gut tun sich einfach zu einem Pflanzenfreund zu setzen und seine Energie zu spüren, ohne ihn mit nach Hause zu nehmen. Mich persönlich stärkt beispielsweise allein der Anblick des blühenden Johanniskrauts schon.

Die wilde Karde

Durch den Ethnomediziner und Autor Wolf-Dieter Storl wurde die wilde Karde bekannt für die natürliche Heilung von Borreliose. (1) Nachdem ich eine Wanderröte an einem Bein entdeckt hatte, kam ich auch zu seinem Buch. Der Körper reagiert nie ohne Grund, Krankheit ist immer auch ein Ausdruck dessen, was auf anderen Ebenen nicht stimmt, ein Symbol (Rüdiger Dahlke). Auch bei mir war es so, dass zwar vordergründig die Wanderröte an einem Bein zu sehen war, mich diese jedoch nur aufmerksam gemacht hat bestimmte Themen in mir nochmal genauer anzuschauen. Und so fand die wilde Karde zu mir. Warum sie eine tolle Pflanzenfreundin in der Trauer ist, erzähle ich euch jetzt.

Grenzen spüren

Trauer kann das Gefühl in uns schwächen, wo unsere Grenzen liegen. Grenzen im Sinne von sich gegenüber bestimmten Menschen abgrenzen, klar Nein sagen. Grenzen aber auch im Sinne von sich selber spüren, den eigenen Körper noch wahrnehmen und seine Grenzen spüren können. Auch die eigenen Grenzen in Bezug auf das, was ich tue – Bewegung, Essen, Arbeit, Schlafen. Wahre ich meine Bedürfnisse und Grenzen? Die Wilde Karde wächst immer auf Grenzen. Das ist ein Teil ihrer Signatur und zeigt uns ihre Wirkungskraft: Sie kann das Gefühl für die Grenzen in uns wieder stärken.

Trauer & Wut

Rüdiger Dahlke sieht einen Zeckenbiss als Chance das Aggressionsprinzip in uns zu konfrontieren. Die Zecken „(…) fordern uns auf, uns mit unserer eigenen Hinterhältigkeit und Rücksichtslosigkeit auseinanderzusetzen. Wir sollten prüfen, ‚inwieweit man wie eine Zecke in jemandes Pelz sitzt oder anderen erlaubt, sich wie eine Zecke an einen zu heften. (…) Wie wird die eigene Beweglichkeit davon in Mitleidenschaft gezogen?'“ (2)


Eine ganze Bandbreite an Gefühlen gehört natürlicherweise zur Trauer dazu. Wenn aber Wut und Ärger überhand nehmen, so ist man im Aggressionsprinzip. Wut ist unterdrückte Trauer, habe ich gelesen. Sie gehört dazu, aber als dominantes und einziges und vor allem als bleibendes Gefühl schadet sie.
Den Gedanken der „Zecke in jemandes Pelz“ möchte ich auch nochmals aufgreifen. Fragen wir uns: Wer tut mir gut und wer nicht? Wen möchte ich in dieser Lebensphase um mich haben? Wer schwächt mich in meiner Trauer? An welche Menschen klammere ich mich vielleicht zu sehr, obwohl sie mir nicht gut tun?

Auf & Ab der Gefühle

Die einheimische Karde ist zweijährig; im ersten Jahr sammelt sie als Rosette Kraft, um im zweiten Jahr dann ein bis zwei Meter hoch in die Blüte zu schießen. Ist das nicht auch eine passende Signatur, ein passendes Bild für Trauer? Im ersten Trauerjahr sammelt man oft erstmal wieder Kraft, um im zweiten Jahr dann wieder mehr ins Leben zurück zu finden. Den Zeitraum „Jahr“ sollten wir hier großzügig betrachten, jede/r Trauernde geht schließlich in seinem Tempo und die einen finden schneller wieder in ihre Kraft und ins Leben, die anderen brauchen ein wenig länger. Und alles ist ok und normal!
Ungewöhnlich bei der Karde ist der Ablauf des Abblühens der unzähligen kleinen Blüten: Es beginnt ringförmig auf halber Höhe des eiförmigen Köpfchens. Dann teilt sich der Ring der lila-rötlichen Blüten und wandert gleichzeitig nach oben und nach unten. Das ist die Signatur für die Wanderröte. Meine Gedanken dazu in Bezug auf Trauer: Es ist auch eine Signatur, die das Auf und Ab der Gefühle symbolisiert. Gleichzeitig nach oben und unten verbinde ich mit dem Gefühl sich manchmal wie zerrissen zu fühlen, nicht zu wissen, wohin es geht. Es gibt gleichermaßen gute Tage und Phasen (nach oben) wie schwere Tage und Trauertiefs (nach unten). Die Blütenfarbe lila symbolisiert die Prozesse des Geistes, Themen sind Entschlusskraft und seelische Balance – Themen, die unter anderem auch stark mit Trauer verbunden sind und oft erstmal aus der Bahn geworfen sind.

Blase & Niere

In den Blättern der Karde, auch Venusbecken genannt, sammelt sich das Regenwasser. Diesem Wasser wird auf energetischer (ätherischer) Ebene eine reinigende Qualität zugesprochen. Das Venusbecken hat die Signatur der Niere. (3) Trauer kann an die Nieren gehen. Blase und Niere sind häufig reagierende Organe bei Trauer. Darauf und auf die passenden Pflanzenfreunde werde ich in einem separaten Beitrag noch eingehen.

Anwendung

Es gibt die Möglichkeit die Karde als Tinktur (aus der Wurzel im ersten Jahr) innerlich einzunehmen oder einen Tee aus der getrockneten Wurzel (und den Blättern) zuzubereiten.
Eine empfehlenswerte Bezugsquelle: Kardenshop GmbH & Co. KG
Sich bei einem Spaziergang oder im eigenen Garten mal eine Karde näher anschauen und neben sie setzen, kann auch wirken.

Die Dosierung ist individuell. Hört auf euer Gefühl.
Eine Orientierung:
Für Tee 1 TL Wurzel pro Tasse/3 Mal täglich aufkochen.
Von der Tinktur 3 – 30 Tropfen/ 3 Mal täglich.
Niedrig beginnen und die Wirkung beobachten.

Kardenwurzel schmeckt bitter. Bitterstoffe sind allgemein auch bekannt als Mutmacher und Aufrichter, zu empfehlen bei Antriebslosigkeit.

Quellen: 

(1) Borreliose natürlich heilen. Ethnomedizinisches Wissen, ganzheitliche Behandlung und praktische Anwendung. Wolf-Dieter Storl. 2019. atVERLAG.
(2) Storl, S. 65
(3) Storl, S. 144

Bildquelle: pixabay

Ich bin Svenja,

die bewusst im Hier und Jetzt lebt, die Natur genießt und keine Pläne mehr verschiebt seit ihr Mann diese Welt verlassen hat.

Ich bin Wegbegleiterin und Mutmacherin, die Menschen in Trauer-, Trennungs- und Umbruchsphasen dabei begleitet wieder neu in ihre Lebendigkeit zu kommen.

 

Du bist in schweren Zeiten nicht alleine.

Ich gehe ein Stück des Weges mit dir.