Ohne Trauer keine Power

Durch meine Weiterbildungen in der Trauerbegleitung beschäftige ich mich auch mit Modellen und Forschung zum Thema Trauer. Das Lebens- und Trauerumwandlungsmodell des Trauerbegleiters, Trauerforschers, Psychologen, Psychotherapeuten und verwaisten Vaters Jorgos Canacakis betont auf wunderbare Weise den Wert und die Lebendigkeit der Trauer.

Das Lebens- und Trauerumwandlungsmodell

Trauer ist ein Geschenk der Schöpfung, sagt Canacakis, eine Basisressource. Trauer begleitet uns im ständigen Werden, Vergehen und Neuwerden des Lebens. Panta rhei : Alles fließt (Heraklid). Trauer muss und darf fließen, sich bewegen, lebendig sein. Lebendige, gesunde Trauer findet ihren Ausdruck in einem lebendigen Körper, in dem alle Gefühle im harmonischen Fluss sind (panta rhei). Ist ein Gefühl, wie die Trauer, blockiert, so sind auch die anderen Gefühle blockiert und das Gleichgewicht ist gestört.

Plastik als Symbol

Plastik als Symbol unserer Zeit und als Symbol für unseren Umgang mit Tod und Trauer
Trauer ist jedoch in unserer modernen Gesellschaft wenig willkommen. Sie wird sogar oft als Krankheit betrachtet und lieber unterdrückt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Plastik sehr gut das scheinbare Motto symbolisiert: Unsterblichkeit, nicht kaputt zu bekommen, ein Produkt für die Ewigkeit. Ein interessanter Gedanke, oder?
Zu Hause lernen wir nicht wie trauern geht, in der Schule und in der Ausbildung wird dieses Thema ausgeklammert und auch im Arbeitsleben ist für Trauer neben dem Streben nach Profit, Wettbewerb, Konsum und Materiellem scheinbar kein Platz mehr. Nicht für Trauer, aber auch allgemein nicht für Gefühle, Menschlichkeit, Umwelt und Solidarität.
„Die moderne Gesellschaft ist der Trauer gegenüber duldend ungeduldig.“, sagt Canacakis.

Leitbilder für gute Trauer?

Es fehlen die Leitbilder für gute Trauer. Zwar haben wir diese Ressource, dieses Geschenk der Trauer in uns. Wenn wir sie jedoch nicht üben und trainieren wie unsere Sprache oder unsere Muskeln, verkümmert sie.
Canacakis beschreibt dabei sehr gut die Tragik, die sich auf die gesamten Gefühle auswirkt: Trauer und Freude sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Wenn ich Trauer nicht fühlen kann, will oder darf, werde ich auch die lebendige Freude nicht fühlen können. Auch diese ist dann blockiert.
Aus seiner 30jährigen Praxis und Forschung weiß er, dass die Menschen ganz allgemein immer weniger Zugang zu ihren Gefühlen haben, dass viele sogar erkaltet und abgestumpft sind. Trauer ist keine Krankheit, aber sie kann krank machen! Wenn Trauer verhindert wird, ist es kaum verwunderlich, dass immer mehr Menschen Depressionen haben. Canacakis nennt dies traurigschön den „Regen der nicht gezeigten Tränen der Menschen“, denn Trauer erleben wir alle im Laufe unseres Lebens. Bei vielen hat sie sich eingeschlichen und ist unbearbeitet und ungewollt geblieben. Die damit verbundene destruktive, lebenshindernde Energie ist mittlerweile so etabliert, dass sie als Normalität der Trauer angesehen wird.

Ausdruck durch Rituale

Canacakis Ansatz basiert stark auf körperlichem Ausdruck in Trauerritualen, die von einer Gemeinschaft gestützt werden. Trauer braucht die Erfahrung von Lebendigkeit, Zeugen, das Auffangen und die Stärkung einer Gemeinschaft. Vorbild dafür war Canacakis‘ persönliches Erleben des Trauerrituals Myoloja im südlichen Griechenland, das früher für Entlastung gesorgt hat und den Menschen die Angst vor Tod und Trauer nahm.

Umwandlung von Schmerz

„Der Schmerz muss durchschmerzt werden, sonst schmerzt es ohne Ende.“
Auch der Schmerz ist lebendig. Es ist notwendig, dass das Verlorene umgewandelt wird – das Wertvolle bleibt, es wird in Form von Erinnerungen und Gefühlen neu gewonnen.
Trauer braucht lebendigen Ausdruck, damit Trauer uns Power geben kann!

Bildquelle: pixabay

Ich bin Svenja,

die bewusst im Hier und Jetzt lebt, die Natur genießt und keine Pläne mehr verschiebt seit ihr Mann diese Welt verlassen hat.

Ich bin Wegbegleiterin und Mutmacherin, die Menschen in Trauer-, Trennungs- und Umbruchsphasen dabei begleitet wieder neu in ihre Lebendigkeit zu kommen.

 

Du bist in schweren Zeiten nicht alleine.

Ich gehe ein Stück des Weges mit dir.