Ja, ich darf traurig sein – immer noch!

Alles wieder normal?

Ja, ich darf traurig sein – immer noch! Auch nach zwei oder drei oder mehr Jahren. Was so einfach und logisch klingt, ist im Alltag überhaupt nicht leicht. In den ersten Wochen, Monaten, im ersten Jahr nach einem Verlust, da „darf“ man traurig sein. Aber was passiert dann. Die Trauer verschwindet ja nicht. Was passiert, wenn Trauer zurück gehalten wird, weil sie im Alltag und im Umfeld irgendwie keinen Platz hat. Was passiert, wenn man sich die Erlaubnis traurig zu sein nicht mehr gibt. Was passiert, wenn doch bitte alles wieder „normal“ sein soll.

Wenn Trauer uns einholt

Die Trauer, die Traurigkeit kommt trotzdem wieder. Dafür oft umso heftiger, plötzlich und unvermuteter. Jedes Mal wird es gefühlt noch ein Stück endgültiger (ich erlaube mir hier einmal das Adjektiv „endgültig“ zu steigern).
Die Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper gibt hierzu das Beispiel einer Tochter, deren Vater verstorben ist. Bei der Hochzeit einige Jahre später wird Mutter und Tochter dieser Verlust auf einmal wieder bewusst, der leere Platz des Vaters bei diesem Fest. So können auch schöne Ereignisse neben Freude die Trauer wieder hervorrufen.
Es kann auch sein, dass Traurigkeit oder eine körperliche Reaktion nach einer Weile gar nicht mehr mit dem Verlust in Verbindung gebracht wird und es entsprechend auch zu einer falschen Behandlung kommen kann. Dies ist ein komplexes Thema, das ich hier nur am Rande anschneiden möchte.

Wo ist Raum dafür

Ich finde es mittlerweile außerhalb eines engen vertrauten Kreises schwierig offen zu sagen, dass ich traurig bin, weil ich meinen Mann vermisse.
Ich finde es schwierig, weil mir der Raum in unserer Gesellschaft dafür zu fehlen scheint. Wer will schon ehrlich wissen wie es mir geht, wenn diese Floskel gefragt wird? Lieber oder zumindest häufiger werde ich gefragt, was ich jetzt so mache. Das ist scheinbar sicheres Terrain.
Was antworte ich jemandem, den ich nur flüchtig kenne oder selten sehe, wenn er/sie mich fragt, wie es mir geht … wie oft bin ich selbst dann wirklich ehrlich. Meistens bin ich ausweichend. Ich gebe es zu. Mit der (unbewussten) Haltung mein Gegenüber und mich nicht überfordern zu wollen.

Entwicklungsbedarf

Wie aber kann dann das Thema Trauer und Trauerprozess ein gesellschaftlich akzeptiertes Gesprächsthema ohne Tabus, Überforderung und Ängste werden?
Was können wir alle dazu beitragen mehr über Gefühle zu reden, wirklich wissen zu wollen wie es dem anderen geht, mitfühlen und Anteil nehmen, in Freude und in Trauer?
Vielleicht würde es dank eines gefühlsbetonteren Miteinanders in der Gesellschaft sogar viele psychische Krankheiten gar nicht geben und wir wären auch gegenüber Themen wie Trauer nicht so sprachlos, überfordert und hilflos – was nicht heißt, dass ein Verlust nicht schmerzhaft wäre und wir nicht trotzdem traurig. Vielleicht bräuchten wir dann auch keine Seelsorge/Therapie „im stillen Kämmerlein“ mehr.
Man mag dazu mal einen Blick in andere Länder und Kulturen werfen (z.B. Nepal), denn nicht überall wird mit Tod und Trauer so umgegangen wie bei uns. Manchmal frage ich mich, wer in dieser Hinsicht eigentlich das Entwicklungsland ist.

Bildquelle: pixabay

Ich bin Svenja,

die bewusst im Hier und Jetzt lebt, die Natur genießt und keine Pläne mehr verschiebt seit ihr Mann diese Welt verlassen hat.

Ich bin Wegbegleiterin und Mutmacherin, die Menschen in Trauer-, Trennungs- und Umbruchsphasen dabei begleitet wieder neu in ihre Lebendigkeit zu kommen.

 

Du bist in schweren Zeiten nicht alleine.

Ich gehe ein Stück des Weges mit dir.