Bin ich noch verheiratet?

Ich habe meinen Mann in dieser Welt verloren und ich weiß, dass die Frage rechtlich sehr leicht zu beantworten ist: Ich bin verwitwet.
Erst gestern hatte ich mal wieder so ein schönes Formular vor mir, auf dem man den Familienstand angeben soll, zur Auswahl folgende Möglichkeiten:
– Ledig
– Nicht verheiratet
– Verheiratet
– Geschieden
– Verwitwet
– Eingetragene Lebenspartnerschaft


Ich schlucke auch jetzt immer noch den Kloß im Hals runter bevor ich ankreuze: Verwitwet. Muss das denn eigentlich jeder wissen?!
Ich kann theoretisch irgendwann wieder nicht verheiratet, verheiratet oder geschieden ankreuzen, aber nie wieder ledig.

Dieses Kreuzchen auf den Formularen zu machen fühlt sich ein bisschen an wie einen Stempel auf die Stirn gedrückt zu bekommen; aber es tut weh. Jedes Kreuzchen und jedes Aussprechen hat es immer realer gemacht und macht es noch, das Bewusstsein: Er kommt wirklich nie wieder zurück.

Gefühlt bin ich immer noch verheiratet. Die Liebe zu meinem Mann bleibt, er bleibt für mich für immer mein Mann; da kann kein Formular dieser Welt etwas dran ändern. Auch nicht die Kirche mit ihrem „bis dass der Tod euch scheidet“; wir haben ohnehin nicht kirchlich geheiratet. Ich rede auch in Gesprächen noch von „meinem Mann“, was für das Gegenüber manchmal irritierend ist. Ich möchte aber nicht sagen „mein toter/verstorbener Mann“ – das würde sich für mich so anfühlen, als wäre er auch in meinem Herzen gestorben. Überhaupt … welche Zeitform ist eigentlich angemessen, wenn ich von ihm und von uns rede, Präsens, Perfekt, Präteritum … sind es nicht am Ende alles nur Worte und Begrifflichkeiten und ist es nicht viel bedeutender, was ich fühle?
Und was, wenn ich irgendwann wieder heirate? Weil die Bezeichnung „mein Mann“ ja schon besetzt ist, was ist dann der neue Ehemann, wie sage ich dazu … ?
Ich erinnere mich noch gut an das wohlige, stolze und sichere Gefühl, dass er jetzt mein (Ehe)Mann ist.
Sollte ich nochmal heiraten, werde ich es wissen und fühlen, welche Bezeichnung sich stimmig anhört. Ich weiß es jetzt einfach nicht. Alles hat seine Zeit.

Rechtlich mögen die Begrifflichkeiten also geklärt sein – gefühlt sind sie es für mich deshalb noch lange nicht.

Bildquelle: Eigene Aufnahme